Eosinophile gehören zu den Immunzellen, deren spezielle Aufgabe weitestgehend unklar ist. Ihrem pathologischen Potenzial kommt man aber mehr und mehr auf die Spur. Das Ergebnis sind effektive zielgerichtete Therapien.
Eosinophile Granulozyten machen im Blut mit weniger als 5 % nur einen Bruchteil der Leukozyten aus. Ihre genaue Rolle in der Immunabwehr ist weiterhin unklar, schreiben Dr. David Jackson vom Guy’s & St Thomas’ NHS Trust in London und Kollegen. Zwar bringt man sie seit jeher mit der Abwehr von Parasiten in Verbindung. Auch dass sie bei der Immunantwort auf Viren, Bakterien und Pilze involviert sind, wird gemutmaßt. Doch gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass Eosinophile für ein funktionierendes Immunsystem durchaus verzichtbar sind.
Denn nicht nur Mausmodelle haben gezeigt, dass die Abwesenheit Eosinophiler die Abwehr gegen Parasiten und andere Erreger nicht beeinträchtigt. Im Rahmen von Therapien, bei denen die Eosinophilen depletiert werden, ließen sich weder vermehrt opportunistische oder parasitäre Infektionen noch eine erhöhte Tumorrate feststellen. Das könnte an einer gewissen Redundanz im Immunsystem liegen – so werden beispielsweise auch Mastzellen gegen parasitäre Angriffe aktiv. Ein Übermaß an Eosinophilen hat dagegen durchaus Auswirkungen. Solche eosinophil getriebenen Erkrankungen betreffen Lunge und Atemwege (siehe Kasten unten), aber z.B. auch den Magen-Darm-Trakt, Haut und Herz. In den Atemwegen gelten Eosinophile als Effektorzellen der chronischen Entzündung und spielen vor allem beim schweren Asthma eine Rolle. Dort fungieren sie als Marker für Exazerbationen und dienen damit der Therapiekontrolle.
Die Bedeutung der Eosinophilen beim schweren Asthma wird durch die neuen zielgerichteten Therapien unterstrichen. Die eingesetzten Antikörper sind gegen Interleukin-5 (IL-5) gerichtet oder binden an die IL-5-Rezeptoren. Sie blockieren dadurch Reifung, Migration und Funktion der Eosinophilen. Der Anti-IL-5-Antikörper Mepolizumab reduzierte beispielsweise in einer Phase-3-Studie die Exazerbationsrate im Vergleich zu Placebo (32 % vs. 53 %). Nach Entblindung blieben in der Folgestudie 54 % der Patienten auch im zweiten Jahr frei von Exazerbationen.
Quelle: Jackson DJ et al. Eur Respir Rev 2022; 31: 210150; DOI: 10.1183/16000617.0150-2021
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