COVID-19-Impfungen: Neue Erkenntnisse zu Thrombosen – Heilpraxis

2022-10-14 21:53:56 By : Ms. Xueliang Guo

Nach Impfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 beziehungsweise die durch den Erreger ausgelöste Erkrankung COVID-19 kam es in seltenen Fällen zu Thrombosen. Forschende haben nun die Eignung von Antikoagulantien (Gerinnungshemmer; im Volksmund: Blutverdünner) bei dieser lebensbedrohlichen Erkrankung untersucht.

Erst kürzlich berichteten Forschende, dass sie eine Ursache für Thrombosen nach Corona-Impfungen entschlüsselt haben. Eine Studie liefert nun neue Erkenntnisse zu dieser gefährlichen Erkrankung, die sich in seltenen Fällen nach einer solchen Impfung einstellt. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Blood“ veröffentlicht.

Wie es in einer aktuellen Mitteilung des Universitätsklinikums Tübingen heißt, gingen mit der wachsenden Zahl der Impfungen gegen SARS-CoV-2 Berichte über sehr seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfung einher.

In manchen der schwersten Fälle kam es zu lebensbedrohlichen thrombotischen Ereignissen an ungewöhnlichen Stellen. Den Angaben zufolge wird dieser Zustand als impfstoffinduzierte thrombotische Thrombozytopenie (VITT) bezeichnet.

Der Gerinnungshemmer Heparin wirkt sehr schnell, ist kostengünstig und verfügbar, weshalb es eines der am häufigsten verwendeten Antikoagulantien zur Vorbeugung und Behandlung von thrombotischen Ereignissen ist.

Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Pathophysiologie der VITT der Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT) ähnelt und mit Thrombozyten-aktivierenden Antikörpern gegen den Thrombozytenfaktor 4 (kurz PF4) zusammenhängt.

Unter HIT wird eine Komplikation bei der Behandlung mit Heparin verstanden, die zu einer Verringerung der Thrombozytenzahl und einer gleichzeitigen Thromboseneigung führt. Aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen VITT und HIT wird bei VITT-Patientinnen und -Patienten von der Verwendung von Heparin zur Behandlung von Thrombosen deswegen abgeraten.

In der vorliegenden Studie untersuchten Dr. Anurag Singh und ein Team um Prof. Dr. Tamam Bakchoul vom Institut für Klinische und Experimentelle Transfusionsmedizin (IKET) am Universitätsklinikum Tübingen die Rolle von Antikoagulantien bei Patientinnen und Patienten, die nach der Corona-Impfung Thrombosen an ungewöhnlichen Stellen entwickelten.

Die Forscherinnen und Forscher analysierten die Bindung zwischen VITT-Antikörpern und PF4, die Aktivierung von Blutplättchen durch Serum von VITT-Patientinnen und -Patienten und die VITT-Antikörper-vermittelte Thrombusbildung.

Die Ergebnisse der Fachleute zeigen, dass die Wechselwirkung von Heparin mit VITT-Antikörpern nicht mit der von HIT vergleichbar ist. Im Gegensatz zu HIT kann Heparin die Thrombusbildung durch VITT-Seren In-vitro bremsen und zwar zum Teil durch die Hemmung der Interaktion von VITT-Antikörpern mit PF4 und der anschließenden Thrombozytenaktivierung.

„Wir konnten nachweisen, dass die VITT-Antikörper in Gegenwart von Heparin nicht die gleiche Wirkung zeigen wie Antikörper von HIT. VITT-Antikörper zeigten keine erhöhte Bindung mit Heparin, und die Antikörper-PF4-Komplexe wurden durch Heparin erfolgreich abgebaut“, erklärt Prof. Bakchoul.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse könnten die Richtlinien für die Verwendung von Heparin bei VITT-Patientinnen und -Patienten überdacht werden. „Es gibt einige kleine Kohortenstudien und klinische Berichte, die eine erfolgreiche Behandlung von VITT-Patienten mit Heparin belegen“, so Dr. Singh.

„Da Heparin das am weitesten verbreitete Antikoagulans ist, werden weitere klinische Studien zu einem besseren Verständnis und einer einfacheren Handhabung dieser Erkrankung führen – auch in Krankenhäusern, in denen Antikoagulantien ohne Heparin nicht ohne Weiteres verfügbar sind.“

Allerdings bedarf dies prospektive klinische Studien, um die Wirksamkeit von Heparin bei VITT-Patientinnen und Patienten zu verifizieren, sagt Prof. Bakchoul.

Die zugrunde liegenden Mechanismen der Wechselwirkung zwischen den Antikoagulantien und VITT- beziehungsweise HIT-Antikörpern und die Beteiligung weiterer Immunzellen an der anschließenden Thromboinflammation werden nun in weiteren Studien untersucht.

Die aktuelle Studie ist auch Thema in einem redaktionellen Kommentar in dem Journal „Blood“ und im Podcast der Zeitschrift. (ad)

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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